Als wir den Antrag formuliert und eingebracht haben, wurde deutschlandweit in den Medien und durch renommierte Historiker die Person Bismarcks und seine Taten äußerst kritisch und von allen Seiten beleuchtet, dargestellt. Jede Zeit hat ihre Antworten und somit muss auch in Landshut erlaubt sein, eine kritische Position zu dieser Zeit Deutschlands und gewissen Persönlichkeiten einzunehmen.
An dieser Stelle bedanken wir uns beim Oberbürgermeister, der auf das öffentliche Lächerlichmachen durch die AfD die einzig richtige Antwort gefunden und diese auch mit den Unterlagen für diese Sitzung veröffentlicht hat.
Uns kommt es so vor, dass man die großen Verdienste Kurt Eisners und Wilhelm Hoegners nicht so richtig würdigen kann, weil es eben nun einmal Sozialdemokraten waren. Was man bei den Feierlichkeiten 100 Jahre Freistaat und 70 Jahre Bayerische Verfassung an Herrn Söder bemerken konnte, der nicht einmal erwähnt hat, welcher Partei diese beiden honorigen bayerischen Politiker angehörten.
Es ist schon klar, dass Bismarck zu seiner Zeit und für sein bestimmtes Klientel vieles richtiggemacht hat, aber dies muss man auch aus der Ferne von den anderen Seiten her betrachten.
Es geht uns auch darum, deutlich zu machen und zu hinterfragen: Was hat er denn für Bayern getan bzw. was hat er eben nicht getan? Er hat Bayern ganz bestimmt nicht vorwärtsgebracht, im Gegenteil, er hat dem Kaiser gehuldigt und Bayern damit in seiner Eigenständigkeit geschwächt.
Ein Denkmal für die Gefallenen Soldaten auf dem Platz, der nach dem Mann benannt ist, der genau diesen Krieg mit ausgelöst hat – das soll mal jemand verstehen…
Es geht darum, dass dieser Platz nach diesem Mann benannt ist, auf dem ein Obelisk an die Gefallenen aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erinnert. Sie sind in diesem Krieg sinnlos gefallen. Bismarck hat den Krieg nicht erklärt, aber hat mit der Veröffentlichung des Inhaltes der Emser Depesche dafür gesorgt, dass die Franzosen ganz gewiss nicht mehr auskamen, den Krieg zu erklären. Das steht doch im krassen Widerspruch und Obeliskenplatz war anfangs dann schon eine richtige Benennung.
Ja, Bismarck selbst war kein Freund von Kolonien, aber er hat diese Gebiete zu Schutzgebieten erklären lassen und dies war der Grundstein für die deutsche Kolonialherrschaft mit rassistischen Zügen gegen die Einheimischen durch einige Kolonialherren dort. Genozid, Versklavung, Menschen wurden wie Tiere gehalten und waren nichts wert. Das kann man auch nicht weg reden und nicht schönreden.
Bismarck hat die Sozialversicherung eingeführt, aber warum?
Und ja, er hat die Sozialversicherung in Deutschland eingeführt, was ihm immer äußerst positiv angehängt wird. Auch hier muss fairerweise der Grund der Einführung benannt werden. Er wollte damit nämlich das immer mehr nach links rücken der Arbeiterklasse eindämmen und wollte die Sozialversicherung als Zuckerl verkaufen. Dabei hat sie nur aus Eigennutz eingeführt, denn diese Sozialversicherung wurde als Pflichtversicherung für die Arbeiterklasse eingeführt, das heißt jeder aus dieser Schicht musste entsprechende Beiträge aus seinem Arbeitseinkommen abführen, einen Nutzen aus dieser Versicherung hatte fast keiner dieser Menschen.
Wir haben bereits im Dezember 2016 den Antrag gestellt, dass ein bedeutender Platz oder eine bedeutende Straße nach dem Vater der Bayerischen Verfassung benannt wird und mehr, als dass Dr. Wilhelm Hoegner auf die Warteliste gesetzt wurde, ist bisher nicht passiert.
In den 50-iger Jahren wurde der Platz gleich zweimal umbenannt – jetzt aber im Zeitalter der Digitalisierung soll es daran scheitern, dass eine Anschriftenänderung der Wohnadresse für die dortigen Bewohner*innen zu aufwendig ist? Eine blödere Ausrede habe ich noch nicht gehört….
Fraktionsvorsitzende Anja König
Der Platz wurde 1915, anlässlich seines 100. Geburtstages von Obeliskenplatz in Bismarck-Platz umbenannt. Zwischendurch, nämlich 1946 wurde der Platz eben wegen einer kritischen geschichtlichen Betrachtung umbenannt in Seligenthalerplatz, na ja, und 1950 wurde das dann wieder rückgängig gemacht. Innerhalb kurzer Zeit war eine zweimalige Umbenennung möglich, was heute anscheinend in Landshut gar nicht möglich ist. Über 100 Jahre wurde Bismarck also gewürdigt. Jetzt sollte es doch möglich sein, Politiker aus der aktuelleren Geschichte, die für Bayern Großes geleistet haben, eine ebenso große Würde ihrer Verdienste entgegenzubringen.